BPA-freie Kunststoffprodukte und Verpackungen sind eine Entwicklung, der viele Menschen bereits unbewusst folgen. Als Verbraucher kaufen Sie vielleicht sogar schon einige Artikel, die mit dem „BPA-frei“-Stempel gekennzeichnet sind, ohne im Detail zu wissen, was dieser überhaupt bedeutet. Doch jetzt wird es offiziell gemacht: Am 04. Februar 2016 stufte der REACH-Ausschuss der europäischen Chemikalienverordnung den Stoff BPA als besonders besorgniserregend ein und verbietet die Verwendung in immer mehr Bereichen.
Aber was ist BPA eigentlich? Welche Wirkung kann BPA haben? Und wo ist es überall enthalten? Labelfox klärt auf und beleuchtet das neue Sorgenkind der Kunststoffindustrie einmal näher.
Was ist BPA
BPA steht für Bisphenol A und ist ein Hilfsstoff, der seit den 60er Jahren bei der Kunststoffherstellung verwendet wird. Besonders bei Polycarbonaten – die auch heute noch als Hochleistungskunststoffe gelten – kommt BPA eine große Bedeutung zu. Da die Chemikalie den Kunststoff härtet und somit dessen Widerstandsfähigkeit erhöht, ist BPA im industriellen Bereich stark verbreitet.
Im Kennzeichnungsbereich wird BPA für die Herstellung von Thermopapieren verwendet. Die Beschichtung der thermosensiblen Etiketten beinhaltet einen gewissen Anteil der Substanz, der dafür sorgt, dass sich das Material bei Hitze verfärbt.
Welche Wirkung hat BPA?
Studien aus dem Jahr 2006 ergaben noch keine zweifelsfrei nachweisbaren Folgen für den Menschen – Heute wissen wir jedoch, dass BPA schädlich ist. Die hormonähnliche Wirkung von Bisphenol A kann den Hormonhaushalt des Menschen empfindlich stören. Vor allem bei Kindern richtet BPA, je nach Dosis und Aufnahme, erhebliche gesundheitliche Schäden an. Verschiedene Studien haben Bisphenol A mit Entwicklungsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberproblemen und Diabetes in Verbindung gebracht, wobei die exakte Wirkung noch immer nicht komplett erforscht ist.
Außerdem kommen Kinder immer früher in die Pubertät, was einige Experten als Langzeitwirkung des Schadstoffes ansehen. Sicher ist: Das Eintrittsalter in die Pubertät ist in den letzten 20 Jahren nachweislich gesunken – Welche Rolle Bisphenol A dabei spielt, ist allerdings auch durch moderne Forschungsmethoden nicht komplett nachvollziehbar. Die hormonähnlichen Auswirkungen von Bisphenol A legen aber nahe, dass der Schadstoff einen maßgeblichen Einfluss auf diese Entwicklung hat.
Wo ist BPA enthalten?
BPA findet man in verschiedenen Produkten des täglichen Lebens. In Plastikgeschirr, in Trinkflaschen aus Kunststoff, in Innenbeschichtungen von Dosen und einige Zeit lang sogar in Babyschnullern. Da der Stoff erst durch Hitze aus dem Kunststoff gelöst wird, besteht in den meisten Fällen kein erhöhter Kontakt und damit nur minimales Risiko – allerdings kann der Kontakt nie komplett ausgeschlossen werden. Lassen Sie beispielsweise eine Trinkflasche bei warmem Wetter draußen oder im Auto liegen, kann die Wärmeeinwirkung bereits einen Teil des BPAs aus dem Kunststoff lösen.
Zudem sind auch BPA-haltige Thermopapiere nahezu überall zu finden: Privat kommen Sie beispielsweise durch Kassenbons im örtlichen Supermarkt damit in Kontakt, durch eine Fahrkarte für Bus und Bahn oder durch Eintrittskarten im Kino. Beruflich durch Thermoetiketten, die im Versand und in der Logistik oft verwendet werden.
Da Thermopapiere durch direkte Hitzeeinwirkung beschriftet werden, wird beim Thermodirektdruck zwangsläufig ein Anteil des enthaltenen Bisphenols freigesetzt. Zwar sind die gelösten Mengen sehr klein und nicht direkt gesundheitsschädlich – Ständiger Kontakt kann sich aber durchaus negativ auswirken, weshalb dieser Bereich stark in den Fokus der zuständigen REACH-Kommission gerückt ist.
Gibt es bereits Maßnahmen gegen BPA?
Ja, gibt es. Neue Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zwangen die EU-Kommission zum Handeln und bewirkten einige Gesetzesänderungen, die mit BPA in Verbindung stehen.
Der Grenzwert für BPA in Spielsachen und der zugehörigen Verpackung ist beispielsweise schon 2009 stark herabgesetzt worden, sodass hiervon keine Gefahr ausgeht. Da Spielzeug normalerweise nicht stark erhitzt wird, reicht ein solcher Grenzwert vollkommen aus, um Risiken für spielende Kinder auszuschließen.
Eine weitere Änderung betrifft die Verwendung von Thermopapieren als Bonpapier oder Thermodirektetiketten: Hieß es im Februar 2016 noch, dass der Hautkontakt mit Thermopapieren und dem durch Hitze herausgelösten BPA ungefährlich sei, änderte sich das im selben Jahr noch. Studien aus dem Oktober 2016 konnten Auswirkungen des dermalen Kontakts mit vorher erhitztem Thermopapier auf das Immunsystem von Tieren nachweisen. Zwar ist die Wirkung auf den Menschen auch hier nicht zweifelsfrei nachvollziehbar – Die europäische Chemieagentur legte der zuständigen EU-Kommission trotzdem den Vorschlag eines kompletten Verbots vor, der Ende 2016 angenommen wurde.
Das Verbot gilt bereits seit Anfang 2017, wir befinden uns momentan aber noch in der eingeräumten Übergangsphase. Am 01.01.2020 tritt die REACH Verordnung EU2016/2235 in Kraft und beschränkt den BPA-Anteil in Thermopapieren auf unter 0,02%, was praktisch einem kompletten Verbot gleichkommt. So darf bei der Herstellung von Thermopapier kein BPA mehr hinzugefügt werden – der geringe Anteil aus zugefügtem Recyclingpapier ist aber noch zugelassen.
Was bedeutet das für den Einsatz von Thermoetiketten?
Ganz einfach: BPA-haltige Thermoetiketten wird es auf dem europäischen Markt ab 2020 nicht mehr geben. Papier- und Etikettenhersteller müssen Ihre Produktion komplett umstellen und müssen Ihre verwendeten Rohstoffe entsprechend anpassen. Sie als Kunde werden davon natürlich auch betroffen sein – der Etikettenhersteller Ihres Vertrauens ist davon ebenso betroffen wie die Hersteller von Kassenbonrollen für den Einzelhandel.
Viele Etikettenhersteller bieten heute bereits BPA-freie Thermoetiketten, auf die Sie schon jetzt umsteigen können. Stellen Sie Ihre Beschaffung also zeitnah auf bisphenolfreies Etikettenmaterial um – So gehen Sie auf Nummer Sicher und können Ihren Bestellprozess langsam umstellen und an die neuen Richtlinien anpassen.
Labelfox-Fazit
BPA ist ein Schadstoff, der in großen Mengen durchaus gravierende gesundheitliche Risiken birgt. Das bald in Kraft tretende Verbot von BPA in Thermopapier ist der Beweis, dass die zuständige EU-Kommission die neusten Entwicklungen im Blick hat und reagiert, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Wir empfehlen Ihnen bereits jetzt auf die Gesetzesänderung zu reagieren und Ihre Etikettenproduktion auf BPA-freie Thermoetiketten umzustellen. So können Sie Ihre Bestellprozesse zeitnah anpassen und sind für das nahende BPA-Verbot in Thermopapier gerüstet.
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