Eine billige Marken-Handtasche aus Italien, Sportschuhe vom türkischen Basar oder ein perfekt imitiertes Smartphone aus dem Urlaub in Fernost. Gerade jetzt zur Sommerzeit, da viele Menschen ihre wohlverdienten Urlaubstage weit weg der Heimat verbringen, darf ein günstiges Mitbringsel für Freunde und Bekannte nicht fehlen. Welche Auswirkungen diese vermeintlichen Schnäppchen auf Industrie, Handel und oft auch den Endverbraucher haben, wissen aber die Wenigsten.
Das Geschäft der Fälscher und Produktpiraten hat längst auch in der Europäischen Union Fuß gefasst und richtet hier enormen Schaden an. Gerade im Bereich der Pharmaindustrie ist der boomende Schwarzmarkt ein immer größeres Problem, welches Herstellern und Konsumenten gleichermaßen zusetzen kann. Um der gesundheitsgefährlichen Produktpiraterie Einhalt zu gebieten wurde die EU-Fälschungsrichtlinie 2011/62-83/EU kürzlich um neue technische und organisatorische Details ergänzt. Die Kennzeichnung echter Medikamente leistet hierbei einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen Produktpiraten.
Welchen Schaden richten Produktpiraten an?
Schätzungen zufolge belaufen sich die weltweiten Schäden, welche durch Produktpiraterie verursacht werden, jährlich auf rund 450 Mrd. US-Dollar, in Deutschland sind es rund 30 Mrd. Euro pro Jahr.
Dass Fälscher mittlerweile auch vor komplizierten Maschinen und komplexen Herstellungsprozessen nicht mehr zurückschrecken, zeigen die Umsatzeinbußen in der Industriebranche. Allein im deutschen Maschinen- und Anlagenbau belaufen sich ich die Verluste auf ca. 6,4 Mrd. Euro pro Jahr.
Plagiate im Bereich der Pharmabranche verursachen neben dem finanziellen Schaden zudem ein hohes Risiko für Leib und Leben des Konsumenten! Laut Weltgesundheitsorganisation geht man davon aus, dass in Industrieländern heutzutage bis zu 7 % und in den Entwicklungsländern bis zu 70 % aller verkauften Medikamente gefälscht sind. Welche Folgen die Einnahme von Medikamenten mit billigen oder gar verbotenen Inhaltsstoffen sowie das Konsumieren von Placebos bedeuten kann, ist unaussprechlich.
Fakt ist jedoch: Mit den Folgen der Produktpiraterie haben wir letztendlich alle zu kämpfen. Von den großen Industriefirmen bis hin zum Endverbraucher sind wir alle von den katastrophalen Auswirkungen betroffen.
Aufklären statt einkaufen: Endverbraucher müssen aufwachen!
Gefälschte Ware kann dem echten Markenartikel zum Verwechseln ähnlich sehen. Daher ist vielen Endverbrauchern oft nicht bewusst, dass sie ein Plagiat in den Händen halten. Ob Sportschuh, Spielzeug oder Elektroartikel: Der Teufel steckt im Detail! Achten Sie daher beim Kauf ZU günstiger Produkte auf seltsame Gerüche, die Verarbeitung des Materials, eine ungewöhnliche Haptik, eine saubere Etikettierung und die ausführliche Angabe sämtlicher Inhaltsstoffe.
Plagiat oder nicht – der günstige Preis ist einfach zu verlockend! Wer jedoch wissentlich ein gefälschtes Produkt erwirbt, sollte sich nicht zu früh freuen. Denn gefälschte Artikel sind häufig mit gesundheitsschädlichen Substanzen behandelt, billig produziert, unsauber verarbeitet oder fehlerhaft konzipiert. Neben der daher oftmals nur sehr kurzen Nutzungsdauer begibt sich der Konsument zudem in gesundheitliche Gefahr. Sei es durch scharfe Kanten, giftige Dämpfe oder Inhaltsstoffe fragwürdiger Herkunft, die im eigenen Organismus nichts verloren haben.
Labelfox rät: Seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass Sie durch die Verwendung von Plagiaten erheblichen Schaden nehmen können und meiden Sie Billigpreis-Produkte!
Endstation Zoll: Fälschungen müssen draußen bleiben!
Sind die Plagiate in Europa einmal in Umlauf gebracht, ist es so gut wie unmöglich diese, aufgrund des ungehinderten Warenverkehrs, aus dem Verkehr zu ziehen. Die einzige Chance einer effektiven Bekämpfung gefälschter Waren, ist diese direkt an den Außengrenzen (Landesgrenzen, Flughäfen etc.) zu beschlagnahmen.
Zu diesem Zweck wird die Arbeit der Zollbeamten heutzutage durch eine Reihe nützlicher Hilfsmittel erleichtert. So kann ein Zollbeamter beispielsweise mittels Smartphone, Informationen zu möglicherweise gefälschten Artikel in Sekundenschnelle anfordern oder auf eine umfangreiche Datenbank gesammelter Marken zurückgreifen. Eine weitere Erleichterung im Kampf gegen die Produktpiraterie dürfte zudem die Einführung der Fälschungsrichtlinie EU 2011/62-83/EU gewesen sein.
➽ Was besagt die neue EU-Verordnung 2011/62-83/EU?
Seit Februar 2016 gilt für Hersteller von Pharmaprodukten eine 3-jährige Übergangsfrist zur Umsetzung der EU-Verordnung 2011/62-83/EU zur Fälschungssicherheit. Vor kurzem nun wurde diese Verordnung um weitere wichtige technische und organisatorische Details zu den Sicherheitsmaßnahmen ergänzt. Neben einem fälschungssicheren 2D-Code, welcher sich meist auf der Verpackung befindet, müssen die Produkte zusätzliche fälschungssichere Echtheitsmerkmale aufweisen. Europaweit einheitliche Sicherheitsmerkmale sowie besondere Verschlussetiketten für Verpackung und Umverpackung leisten ebenfalls einen Beitrag für eine höhere Produktsicherheit.
Auf den Medikamentenverpackungen müssen ab Februar 2019 eindeutige Seriennummern gekennzeichnet sein. Die sichtbaren 2D-Codes können mithilfe computergenerierter und hoch verschlüsselter Codierungen gelesen werden, um eine Echtheit zu garantieren. Somit kann jede Packung vom Beginn der Lieferkette bis zum Point of Sale nach verfolgt und identifiziert werden.
Diese lückenlose Rückverfolgung wird es möglich machen, Plagiate schneller zu erkennen und diese wiederum leichter aus dem Verkehr zu ziehen. Neben den offenen Sicherheitsmerkmalen, ist es von Vorteil, zusätzlich bestimmte verborgene und digitale Technologien zu verwenden. Verschiedene Hersteller integrieren zum Beispiel Spezialpigmente in Verpackungen oder Etiketten, die nur von speziellen Detektoren nachgewiesen werden können.
Ziel dieser Norm 2011/62-83/EU ist es, den illegalen Handel mit Medikamenten in Zukunft auf ein Minimum zu reduzieren und den legalen Handel mit Medikamenten sicherer zu machen. Es bleibt abzuwarten ob die beschlossene Verordnung letztendlich den gewünschten Effekt erzielt und den entscheidenden Schlag gegen die Fälscher bringt. Eins steht jedoch fest: Durch eine erfolgreiche Umsetzung der EU-Verordnung 2011/62-83/EU dürfte die Pharmaindustrie als Paradebeispiel für alle weiteren Branchen im Kampf gegen die Produktpiraterie stehen.