Etiketten klüger kleben: Der Klebstoff macht den Unterschied!


EtikettenklebstoffWer sich schon einmal mit dem Aufkleben oder Ablösen hartnäckiger Etiketten beschäftigt hat, der weiß genau: Unterschiedliche Labels können mit verschiedenen Klebstoffen ausgerüstet sein! Da haftet es mal mehr, mal weniger gut. Da zieht es Fäden, bröckelt ein andermal davon oder bewegt sich auch einmal gleich gar nicht von Ort und Stelle. Doch welche Klebstoffarten gibt es überhaupt? Wie unterscheiden sich Klebstoffe voneinander und woher wissen wir eigentlich, für welche Anwendung sich ein Klebstoff eignet? Labelfox klebt – pardon – klärt Sie auf … 😉

Haft schafft Kraft: Der Aufbau eines Haftverbundes

Der Haftverbund: Was zugegebener Maßen eher wie ein gemeinsamer Aufenthalt hinter schwedischen Gardienen klingt, beschreibt in Wahrheit die Zusammensetzung eines jeden Etiketts. Drei Grundbausteine sind nötig, um einen starken Haftverbund zu schaffen.

Haftverbund: Die Bestandteile des EtikettsDas Obermaterial, das als Träger des späteren Druckbildes mit oder ohne Beschichtung ausgerüstet sein kann, ist der eigentliche Hauptbestandteil des Etiketts. Es kann, je nach Verwendungszweck, aus Papier oder Folie bestehen.

Das Kunststoffetikett etabliert sich hier mittlerweile immer mehr, vor allem auch in der Verpackungsindustrie. Kunststoffetiketten oder Folienetiketten sind äußerst vielseitig, robust und besitzen, verglichen mit Papieretiketten, eine höhere Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen. Papieretiketten sind hingegen meist günstiger in der Anschaffung, eignen sich aber eher für kurzfristige Einsätze oder im Inneneinsatz, wo sie geschützt vor Feuchtigkeit, Wind und Wetter sind.

Das Trägermaterial, auf welchem das Etikett bis zum Ablösen und Verkleben nach der Bedruckung verbleibt, besteht aus dünnem Papier oder einem anderen kostengünstigen Material. Da das Trägermaterial oft mit einer Trennschicht aus Silikon versehen ist, lässt es sich bei Bedarf einfach vom Klebstoff loslösen. Spätestens jetzt hat es seinen Zweck erfüllt und wird entsorgt.

Der Klebstoff im Haftetikett (= Haftklebstoff) dient als Verbundstoff beider Komponenten und wird auf der Rückseite des Obermaterials aufgetragen. Die aufgebrachte Klebstoffschicht wird vom Trägermaterial vor Verunreinigungen, während des Herstellungsprozesses des eigentlichen Etiketts, geschützt. Auf diese Weise kann der Haftverbund unbeschadet die Verarbeitungsprozesse Drucken, Stanzen, Schneiden usw. durchlaufen.

Klebstoff ist nicht gleich Klebstoff

Klebstoffarten in der ChemieUm deutlich zu machen, worin der Unterschied diverser Klebstoffe liegt, ist ein Ausflug in die Welt der Chemie nötig. Klebstoffe im Allgemeinen sind demnach so genannte nichtmetallische Stoffe, die durch Bindungskräfte, wie der Flächenhaftung (Adhäsion) und inneren Festigkeit (Kohäsion), Fügeteile miteinander verbinden. Haftklebstoffe werden weiterhin unter anderem nach ihrer chemischen Basis oder ihrer Zustandsform unterschieden. Nehmen wir die chemische Basis als Grundlage, sind folgende Klebstoffe bekannt:

  • Reinacrylate
  • modifizierte Acrylate
  • Elastromere
  • Kautschuk
  • Polyurethane
  • Silikone

Hinsichtlich der Zustandsformen können Lösemittelsysteme, wässrige Dispersionen, Haftschmelzklebstoffe und strahlenvernetzende Haftschmelzstoffe unterschieden werden.

So weit, so kompliziert… 😉

Für die Wahl des geeigneten Etiketts mit gewünschter Haftkraft betrachten wir von jetzt an, nur noch die nichtmetallischen Klebstoffe, die für den Einsatz auf einem Etiketten-Haftverbund in Frage kommen. Diese wären der Kautschuk Kleber und der Acrylkleber.

In 4 Schritten zum Etikett mit gewünschter Klebkraft

Kautschuk Kleber oder Acrylkleber? Auf welchem Etikettenmaterial klebt was? Welche Klebstoffart haftet wie und welcher Kleber ist der Richtige für mich? Zur Beantwortung dieser Fragen ist ein Plan nötig, der Sie zielsicher zum perfekten Etikett mit gewünschter Klebkraft führt.

1. Die Beschaffenheit der Oberfläche

Generell kann man sowohl Kautschuk Kleber als auch Acrylkleber hinsichtlich ihres Einsatzbereiches unterscheiden. Etiketten haften nur dann richtig, wenn der Klebstoff lückenlos den Untergrund berührt. Deswegen ist die Untergrundbeschaffenheit, die 1. wichtige Frage, welche Sie sich stellen sollten.

Glatte Flächen: Wollen Sie Etiketten hauptsächlich auf glatten Oberflächen anbringen, eignet sich ein Acrylklebstoff sehr gut. Durch die harte Struktur des Klebers verbindet sich dieser ideal mit einem ebenen Untergrund, verläuft nicht und bleibt an Ort und Stelle.Glatte Oberflächen mit Acryl- und Kautschukkleber bekleben

Raue und strukturierte Flächen: Im Umkehrschluss klebt ein Acrylkleber bei strukturierten Oberflächen weniger gut. Der Klebstoff haftet nur an den direkten Kontaktpunkten und dringt normalerweise nicht ideal in das Material ein. Daraus resultiert eine schlechtere Klebeeigenschaft auf rauen Oberflächen. Der Acrylklebstoff muss daher so dick sein, dass er bis zum Boden der Vertiefung dringen kann. Hersteller bieten zum Teil mittlerweile auch Etiketten mit extra dicker Klebstoffschicht oder anderen modifizierten Klebstoffen an, um diesem Umstand zu „umkleben“. Der Kautschuk Kleber ist im Gegensatz um einiges weicher beschaffen als Acrylkleber. Er dringt besser in das Material ein und benötigt für die Verbindung von Etikett und Untergrund keine weitere Modifizierung.Raue Oberflächen mit Acryl- und Kautschukkleber bekleben

Gekrümmte oder ebene Oberfläche: Je nachdem ob das Etikett auf eine gekrümmte oder ebene Oberfläche, über Ecken, Kanten oder Radien geklebt werden soll, müssen das Etikettenobermaterial eine spezielle Biegesteifigkeit und der Klebstoff eine andere Kriechbeständigkeit aufweisen.Kanten mit Acryl- und Kautschukkleber bekleben

Ist die Oberfläche stark gekrümmt, versucht ein eher steifes Etikett mit einer Polyester-, Papier- oder Polypropylen-Oberschicht, immer in den ebenen Zustand zurück zu springen. Deshalb muss bei kleinen Krümmungsradien ein besonders weiches Obermaterial zum Einsatz kommen. Flexible Folien, wie z.B. anschmiegsames Vinyl, sind zu diesem Zweck eine gute Wahl.

Auch die Temperatur der Oberfläche spielt eine Rolle für die Wahl des Etiketts und seines Haftklebers. So werden Klebstoffe bei Wärme weich und bei Kälte eher spröde. Verantwortlich für den Übergang von weich zu spröde ist die so genannte Glastemperatur. Diese sollte immer geringer sein als die Temperatur des Untergrundes. Tiefkühletiketten haften daher zum Beispiel nicht bei Raumtemperatur und normale Etiketten nicht, wenn der Untergrund viel kälter ist als das Etikett.

Um den Einfluss der Untergrundbeschaffenheit auf die Klebkraft von Etiketten zu verstehen, müssen wir zudem einen Blick auf die verschiedenen Arten von Materialien werfen.
Im Allgemeinen lassen sich diese in zwei verschiedene Gruppen einteilen:
polar und unpolare Materialien

Die sogennanten polaren Materialien haben eine hohe Oberflächenenergie. Flüssigkeiten können sich auf Ihnen gut verteilen, dadurch wird die Oberfläche gut „benetzbar“, d.h. sie bietet eine große Kontakt- und Aufnahmefläche.
Polare oder auch hochenergetische Oberflächen bieten somit die besten Voraussetzungen für Klebstoffe.

Verschiedene Materialien sind z. B. Stahl, Eisen, Aluminium oder auch PV. Auf diesen Materialien ist eine gute Klebfestigkeit mit einer großen Auswahl an Standardklebstoffen möglich.


Um die verschiedenen Oberflächen einteilen zu können, wendet man häufig den Versuch mit einem Wasser- oder Tintentropfen an. Während bei polaren Oberflächen der Tropfen verläuft und sich ausbreitet, bildet sich auf unpolaren Oberflächen ein hoher, klarer, begrenzter Tropfen, der nur die gerade notwendige Fläche einnimmt. Wenn man dieses Verhalten nun auf den Klebstoff überträgt, bedeutet das, dass dieser eine ebenso geringe und eingeschränkte Verbindung mit dem Untergrund eingehen kann wie der Wassertropfen.
Unpolare, niederenergetische Materialien
sind unter anderem Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Silikone. Hier kann sich sowohl die Sofort- als auch die Dauerhaftung als deutlich schwieriger gestalten und es empfiehlt sich in diesen Fällen der Einsatz von Spezialklebstoffen.

Es existieren vier verschieden Belastungsarten, welche auf Klebverbindungen wirken:
Die Scher- und Zugkräfte sind im Allgemeinen unproblematisch, da die Kräfte dabei auf die gesamte Fläche wirken. Ganz im Gegensatz zu den Spalt- und Schälbeanspruchungen. Diese sollten unbedingt vermieden werden, da sich die Kräfte nur auf einen kleinen Teil der Klebefläche verteilen. Weitere Kräfte, wie dynamische Wechselbelastungen oder Vibrationen, beeinflussen die Klebkraft des Etiketts ebenfalls und müssen unbedingt mit berücksichtigt werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass neben der Untergrundbeschaffenheit, die natürlich einen enormen Einfluss auf die Klebkraft von Etiketten hat, auch andere Faktoren, wie UV-Strahlung, Feuchtigkeit, Wärme, Kälte und andere Umwelteinflüsse, eine wichtige Rolle spielen.
Auch die optimale Vorbereitung der Untergrundfläche ist von großer Wichtigkeit.
So sollte diese vorher immer von Verunreinigungen durch Staub, Öl oder anderen Stoffen befreit sein.
Werden all diese Faktoren berücksichtigt und wird dann noch die Polarität des Klebers optimal auf den vorhanden Untergrund (niederenergetisch oder hochenergetisch) abgestimmt, dann geht in Zukunft auch bei dem Verkleben Ihrer Etiketten nichts mehr schief!

2. Wie lange soll der Kleber haften?

Auf dem Etikettenmarkt wird eine Vielzahl an Etikettenklebstoffen angeboten und unterschieden. Je nach Einsatzzweck erfüllen diese die Kriterien einer normalen bis extrem starken Haftung. Wieder ablösbar oder permanent klebend? Für die kurzfristige oder andauernde Nutzung ausgelegt? Extrem stark haftend oder sogar mit einem Schutz gegen Übertragung oder Manipulation ausgerüstet? Sie haben die Qual der Wahl und entscheiden hier je nach Anwendungszweck!

3. Welchen Umwelteinflüssen muss der Klebstoff Stand halten?

Werden Gegenstände etikettiert, die bestimmten Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, so muss auch der Etiketten-Haftverbund diesen Beanspruchungen Stand halten. Der Klebstoff, wie auch das Obermaterial müssen beispielsweise eine spezielle Temperaturbeständigkeit, Wasserfestigkeit, Beständigkeit gegenüber Abrieb, wischen, reißen oder kratzen sowie Unempfindlichkeit gegenüber UV-Licht, Lösemitteln und Chemikalien aufweisen.

Einfache Standardetiketten überstehen die meisten, besonderen Einsätze nicht unbeschadet. Daher sollten Sie bei extremen Einsatzbedingungen und Anforderungen an den Haftverbund immer auch ein Etikett mit gewünschter Spezialeigenschaft wählen. Hochtemperaturetiketten mit modifizierten Acrylklebstoffen, Seewasserfeste Synthetik-Etiketten mit Universalklebstoff für den Langzeit-Außeneinsatz oder Etiketten mit erhöhter Chemikalienbeständigkeit sind nur einige Beispiele für die spezielle Etiketten-Anwendung.

4. Gibt es gesetzliche Richtlinien? – z.B. beim Verkleben auf Lebensmittel oder Spielzeug

Lebensmittel-Etiketten nutzenVon Land zu Land unterscheiden sich die Regelungen hinsichtlich der direkten Verklebung von Etiketten auf Lebensmitteln oder Spielsachen. In Deutschland ist die gesetzliche Grundlage das Lebensmittel- und Bedarfsgegegenständegesetz, wobei das Bundesinstitut für Risikobewertung unter anderem auch den Klebstoff von Etiketten auf gesundheitliche Unbedenklichkeit hin bewertet.

Bei Spielsachen muss hingegen die europäische Norm EN 71 beachtet werden. Diese beiden Beispiele verdeutlichen, das eine umfassende Recherche in Bezug auf die gesetzlichen Vorschriften rund um das Etikett und die beabsichtigte Kennzeichnung im Allgemeinen unabdingbar ist, um Gesundheitsschäden zu verhindern und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden!

So optimieren Sie die Etiketten-Klebkraft

Haftklebstoffe sind druckempfindlich. Die nötigen Haftkräfte erreichen Sie daher am besten durch das gründliche Andrücken des Etiketts an die Oberfläche. Ein schwerer Gegenstand zum längeren Ausüben des Anpressdrucks und das vorangehende Benetzen der Oberfläche mit dem Klebstoff sind hierbei hilfreich.

Beachten Sie die empfohlene Mindest-Verklebetemperatur vor dem Verkleben des Etiketts und sorgen Sie außerdem dafür, dass die Oberfläche des zu beklebenden Gegenstandes trocken und völlig sauber ist.

Die Temperatur der äußeren Umgebung sollte während eines längeren Zeitraums im Wesentlichen unverändert bleiben. Etikettenhersteller weisen Sie darauf hin, wie lange es genau braucht, bis sich die volle Haftkraft des Etiketts ausgeprägt hat. Viele Klebstoffe können während dieser Zeit zumindest kurzzeitig auch höheren Temperaturen ausgesetzt werden. Die tatsächliche Klebedauer und die maximale Einsatztemperatur hängen jedoch von der Art des Etiketten-Obermaterials, des Untergrundes und den Umgebungsbedingungen ab.

Labelfox-Fazit

Klebstoff ist gleich Klebstoff? Nicht ganz! Die Labelfox-Recherche hat gezeigt: Jedes Etikett ist anders, denn je nach Anwendungszweck werden oft auch andere Klebstoffe verwendet, um einen möglichst starken Haftverbund zu schaffen. Informieren Sie sich daher vorab gründlich über die Etiketten Ihrer Wahl und stellen Sie sich vor dem Kauf die wichtigsten Fragen

  • zur Oberflächenbeschaffenheit des zu beklebenden Gegenstandes
  • zur voraussichtlichen Klebedauer
  • zu den absehbaren Umwelteinflüssen, die Ihr Etikett überstehen muss
  • zu gesetzlichen Regelungen rund um die Kennzeichnung

Mein Tipp: Eine sorgfältige Auswahl und vorherige Klebetests unter Praxisbedingungen sind für jedes Etikett zu empfehlen. Um die Haftung des Klebstoffes besser beurteilen zu können, sollten Sie das Wunschlabel mindestens 24 Stunden auf dem Testuntergrund haften lassen, bevor Sie die Etiketten wieder ablösen und eine Entscheidung fällen.

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Carolin Steigenberger

Autorin bei Labelfox
Ich bin extrem neugierig und möchte nie auslernen, was mir in meinem Beruf natürlich oft zu Gute kommt. Als Bloggerin für die Kennzeichnungsbranche macht es mir Spaß, scheinbar eintönige Themengebiete und Sachverhalte von immer neuen, spannenden Seiten zu beleuchten.

Eine Antwort zu “Etiketten klüger kleben: Der Klebstoff macht den Unterschied!”

  1. Hallo, ich habe mich sehr über den Artikel gefreut, weil ich auch sehr neugierig bin und gerne den scheinbar langweilige Themen hinter die Kulissen schaue, um in der Tiefe doch wieder sehr viel in der Breite zu entdecken finde.
    Also danke, Carolin Steigenberger, für den Beitrag. Der eigentliche Grund meiner Recherche ist, dass ich beruflich umgestiegen bin und nun indirekt auch mit Etiketten zu tun habe. Im konkreten Fall mit Flaschen-Etiketten von Pfand-Flaschen, die bei der Flaschen-Reinigung gelöst werden. Das war bisher nie ein Problem. Bis kürzlich ein Unternehmen für seine Etiketten den Lieferanten gewechselt hatte. Die Waschanlage bildet beim Waschen genau dieser Etiketten dermaßen viel Schaum, dass ein normaler Betrieb unmöglich wird.
    Und das war der Grund meiner Neugier: Die Frage, was im Klebstoff ist, dass dermaßen zur Schaumbildung führt. Diese Seite hat mir zwar diese Frage noch nicht beantwortet, aber ich bin der Antwort schon Mal näher als davor.
    Da sich hier entsprechende Expert(inne)n tummeln, würde ich mich ja freuen wie ein Schaum- bzw. Schneekönig, wenn jemand diese Frage aufgreifen könnte und aus Freude an der Sache einen Hinweis geben könnte, was diese Selbstklebe-Etiketten in sich haben könnten, was eine Waschanlage dermaßen zum Schäumen bringen kann, die letzten 20 Jahre davor dieses Problem nie kannte. Vielleicht findet wer diese Frage auch so spannend wie ich.

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