Den Etiketten auf der Spur (Teil 2) – mehr als werbende Kleinplakate


Geschichte_Etikett

In einem früheren Beitrag zeigten wir, dass sich der geschichtliche Hintergrund der Etiketten von den Sumerern, über Römer und Griechen bis hin zu Johannes Guttenberg verfolgen lässt. Doch wie ging es mit den Etiketten weiter? Heute verkleben wir schließlich keine Granittafeln mit eingeritzten Informationen (zugegeben, auch diese Exemplare waren witterungs- und UV-beständig) oder nutzen Rollsiegel mit Schriftzeichen zur Kennzeichnung von Produkten, Maschinen und Verpackungen. Welche Erfindungen trugen also noch dazu bei, dass Industrie und Privatverbraucher vielfältige Etikettenformen und -Materialien verarbeiten können?

Kleine Kunstwerke – die ersten Weinetiketten

Weinetikett Noch um 1700, nachdem Guttenberg mit der Erfindung des Buchdrucks auch den entscheidenden Anstoß für die Etikettenwelt gab, wurde die jeweilige Oberfläche mit nassem Leim bestrichen und an die gewünschte Stelle geklebt. Bis ins 18. Jahrhundert verwendete man diese Etiketten hauptsächlich zur Kennzeichnung von Warenballen.

Mit der Vorliebe für Wein entwickelten sich später auch die ersten Weinetiketten – diese waren richtige kleine „Kunstwerke“. Dazu trug auch Alois Senefelders Erfindung des litografischen Druckverfahrens und des Mehrfarbendrucks maßgeblich bei. Neben einer Inhaltsangabe glich das Weinetikett einer Garantieurkunde und funktionierte als werbendes Kleinplakat. Beliebte Motive waren damals: Wappen, Ritterrüstungen oder gesiegelte Zertifikate.

Die Etiketten im 20. Jahrhundert

An der Verklebetechnik mit nassem Leim änderte sich bis ins 20. Jahrhundert lang nichts. In den 30er Jahren dann der Durchbruch: der Amerikaner Stanton Avery erfindet die ersten selbstklebenden Etiketten. „Kum-Kleen“ hießen seine neuartigen Preisaufkleber, die mit Kautschukkleber bestrichen und sogar später wieder abgezogen werden konnten. Für die Industrie war dies äußerst nützlich: Verpackungen und Flaschen konnten jederzeit neu beklebt werden.

In Deutschland war es die Feinpapiergroßhandlung Wilhelm Jackstädt, die Ende der 40er Jahre eine selbstklebende Postkarte auf den Markt brachte. Besonders ab den 1960er Jahren steigerte sich mit dem Aufkommen vielfältiger industrieller Anwendungen sodann auch die Nachfrage an Etiketten. Man kann regelrecht von einem Etikettenboom sprechen. Zusätzlich begünstigte die Gründung eines eigenen Verbandes (1958) die schnelle Entwicklung im Bereich der Selbstklebeetiketten, Drucktechnik, Klebstoffe und Etikettierung.

Etiketten von heute – Vielfältige Auswahl

In vielen Branchen wie der Industrie, Handel, Gewerbe, Logistik oder Gesundheitswesen sind die Etiketten nicht mehr wegzudenken. Heute können die Haftetiketten problemlos an den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden. Zahlreiche Ausführungen haben sich im Laufe der Zeit ergeben: Adressetiketten, Nummernetiketten, Paketaufkleber, Versandetiketten, Barcode-Etiketten uvm.
Von einfachen Papier- und Folienetiketten bis hin zu Sicherheitsetiketten, die vor Manipulationen schützen, bietet die Etikettenbranche eine große Auswahl. Ob auf Rolle oder als Bogenware, für den Thermodirekt-, Thermotransfer- oder Laserdruck – für nahezu jedes Anwendungsgebiet bietet der Markt das passende Etikettenmaterial. Das hätten sich die Römer, Sumerer und auch Johannes Guttenberg sicher nie träumen lassen. Dabei ist die Entwicklung neuer Barcodes und Etikettenformate ist noch lange nicht vorbei – wir berichten weiter.

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Carolin Steigenberger

Autorin bei Labelfox
Ich bin extrem neugierig und möchte nie auslernen, was mir in meinem Beruf natürlich oft zu Gute kommt. Als Bloggerin für die Kennzeichnungsbranche macht es mir Spaß, scheinbar eintönige Themengebiete und Sachverhalte von immer neuen, spannenden Seiten zu beleuchten.

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